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Johnny Silver verkörpert sein Idol am Sonntag bei der Konzertlesung „Love and Peace“

„John Lennon fragt: Wohin soll ich steuern?“ 

28.05.2016

 

Johnny Silver begeistert sich von Kindheit an für John Lennon. (frei)

ist heute älter als sein Idol John Lennon bei dessen Tod mit 40, soviel verrät er zu sich. Der ausgewiesene Lennon-Experte ist verheiratet, hat eine kleine Tochter und lebt mit seiner Familie in Osnabrück. Johnny Silver schaut inzwischen auf über 1500 Konzerte, in denen er an die Beatles und John Lennon erinnert hat.

 

Herr Silver, an wie vielen Tagen in der Woche sind Sie ein bisschen John Lennon und an wie vielen Tagen sind Sie Privatmensch?

 

Johnny Silver: In dem Moment, in dem ich eine Bühne betrete, bin ich John Lennon und sobald ich sie verlasse, bin ich sofort wieder der Privatmann John Silver, was man auch sofort merken wird. Ich bin ungezwungen und nett und habe auch keine Starallüren. Das ganze Projekt ist ja ganz offen angelegt. Ich begegne den Menschen auf Augenhöhe. Und eins ist mir wichtig: Ich leide nicht unter einer Persönlichkeitsstörung und meine, ich wäre John Lennon. Ich bin ein großer John-Lennon-Fan, der ihn als Person interessant und seine Lieder toll findet.

 

Was war ihr frühestes Lennon-Erlebnis?

 

Das war sehr früh, mit elf. Da liefen die Beatles lange nach der eigentlichen Beatlemania im Radio. Die Stücke wurden ja immer wieder gespielt, und mir fielen diese tollen Stimmen und Stücke auf und da war es um mich geschehen: Ich wollte auch selber singen, Gitarre spielen und Lieder machen. Und so hat sich das im Laufe der Jahre immer weiter vervollständigt. Ich habe mich mit dem Thema Beatles und John Lennon immer weiter auseinandergesetzt.

 

Ich habe eine Karikatur von einem Altersheim gesehen, in dem sich die Bewohner vom Rollstuhl aus angiften: Die Beatles waren besser, schreien die einen. Niemals, die Stones waren es, schallt es zurück.

 

Ich komme aus einer Generation später, habe aber natürlich davon gehört, das ein humorvoller Zweikampf zwischen diesen beiden Lagern existierte. Ich persönlich denke, dass die Beatles-Generation grundsätzlich froh war, dass Bands wie die Beatles und die Stones auftauchten, die ihnen Gehör verschafften. Das zum einen. Und: Auf diese Bands hat man auch gehört. Sie waren ein Sprachrohr und haben Gefühle ausgedrückt, die Beatles mit Love-In und die Stones etwas dreckiger, etwas rockiger. In Wirklichkeit ist die Auseinandersetzung Mumpitz. Die Beatles und die Stones waren befreundet: Die haben sich gegenseitig bei Aufnahmen geholfen.

Ich kenne einen Beatclub-Fan, der sagt immer: Wir hatten Angst, dass das in drei, vier Jahren vorbei ist und sie uns wieder in Anzüge stecken und wir Klassik und Schlager hören müssen.

Da ist was dran. Die waren damals unheimlich glücklich, dass endlich ihre Musik auftauchte. Das steckte in ihnen drin. Das hatten sie schon vorher empfunden, aber konnten es in der damaligen Musik und Kultur nicht wiederfinden. Was da war, war zu seicht, nicht emotional genug. Und die Beatles haben über Gefühle gesungen. Selbst wenn man die englischen Texte nicht verstehen konnte, hat man es gespürt: Die unglaubliche Romantik in einigen Liedern, der Herzschmerz, das unglücklich Verliebtsein. Später wurden die Texte dann tiefer und gehaltvoller, so dass man als Teenager mit den Beatles zusammen altern konnte. Da ist etwas, was die Beatles ausmacht und ihren Wert zeigt – und erklärt, warum sie immer noch Gültigkeit haben.

 

Wie sehen sie den Mensch John Lennon?

 

Er war ein junger Mensch. All diese Helden sind ja Menschen wie du und ich. John Lennon hatte früh seine Mutter verloren und hat damit zu kämpfen gehabt. Er hat gegen das Establishment revoltiert auch weil er bei seiner Tante groß geworden ist, die ihn sehr autoritär erzogen hatte. Lennon hat Zeit seines Lebens nach einem Weg gesucht, mit diesem frühen Kindheitstrauma klarzukommen. Und ich denke, als junger Mensch darf man ruhig Rock´n´roll hören. Man darf Frauengeschichten haben und ein bisschen mehr trinken. Er selbst wurde dabei aber sehr müde. Und wir gehen in unserer Konzertlesung genau auch auf diese Sache ein: Es reichte ihm nicht, nur erfolgreich zu sein. Er war hungrig nach Glauben und spirituellen Dingen – Dingen, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Lennon hatte als 24-jähriger Mensch schon alles erreicht, was ein Mensch erreichen kann: Ruhm, Erfolg. Er war angesehen und bekannt, Millionär schon in sehr jungen Jahren und er fällt in ein tiefes Loch, weil er fragt: Was kommt jetzt? Wohin soll ich steuern? Was soll ich aus meinem Leben noch machen? Dem gehen wir in der Konzertlesung auch nach.

 

Sie spielen in Kirchen. Würde John Lennon heute in Kirchen auftreten wollen? Er hat ja intensiv nach Inspiration in fernöstlichen Glaubenskulturen gesucht.

 

John Lennon war jemand, der sich überall umgeguckt hat: Er hat beim Hinduismus, beim Buddhismus, beim Zen, beim Christentum geschaut und er war bei Maharischi Mahesh Jogi und hat sich um Yoga gekümmert. In welche Richtung er gegangen wäre, weiß man letzten Endes nicht. Man weiß, dass er kurz vor seinem Ende auch einen Gottesdienst besucht hat. Dass er immer noch weiter geforscht hat. Zwischendurch war er frustriert und hat sich weltlichen Dingen zugewendet. Aber die Suche nach einem sinnvollen Weg brach immer wieder durch. Leider ist er nur 40 Jahre alt geworden. Es wäre spannend gewesen, in welche Richtung es ihn gezogen hätte.

 

Wie funktioniert das, was Sie am Sonntag, 29. Mai, um 17 Uhr in der Stadtkirche Vegesack vorhaben? Wie muss man sich eine Konzertlesung namens „Love and Peace“ in einer Kirche vorstellen?

 

Ich darf vorher natürlich nicht alles verraten. Ich bin da mit meiner akustischen Gitarre und ich singe. Das heißt, das eigentliche Lied und die eigentliche Textaussage des Songs wird für den Zuschauer hörbar und spürbar. Ich bin mit einem kleinen Team da. Wir haben zwei weitere Leser dabei, eine Leinwand, einen Videobeamer. Aber es geht nicht darum, ein mediales Feuerwerk zu entzünden, sondern Besucher zu entschleunigen. Man kann über Texte und die Geschichten zu John Lennon in Ruhe nachdenken.

 

Wie oft waren sie mit John Lennon schon in der Kirche?

 

Das ist ein relativ junges Projekt. Wir sind jetzt so etwa zwanzig Mal aufgetreten und es ist immer sehr gut angenommen worden. Zum einen gehen auch Leute in die Konzertvorlesung, die sonst gar nicht in eine Kirche gehen, einige kommen und hören sich nur die Musik an, einige sind historisch interessiert. Und wir haben so eine neue Form gefunden, Beatlesfans Freude zu bereiten.

 

Sie sind am Sonntag auch morgens im Gottesdienst um 10.30 Uhr schon zu Gast?

 

Ja, da wird es ein Interview und Kostproben geben.